Gefühle im Auf und Ab - Von normaler Traurigkeit bis Depression
Ob Traurigkeit, Melancholie oder Depression: Unsere Psyche zeigt sich auf verschiedene Weise verletzlich. Was diese Gemütslagen bedeuten und wann wir Hilfe brauchen.
Hurra! Die Welt ist gerade toll, man möchte sie regelrecht umarmen. Jeder kennt solche Augenblicke des Glücks. Wie schön, wenn sie sich unvergesslich in unser Gedächtnis einnisten. Dort für immer konserviert, können wir andocken, wenn wir genau das Gegenteil fühlen und traurig sind. Auch das hat jeder schon einmal erlebt, abhängig von seiner Persönlichkeit und den individuellen Lebensumständen.
Traurigkeit ist meist eine Reaktion auf ein negatives Erlebnis und wir begegnen ihr häufig – bei uns selbst und im Kontakt mit anderen Menschen. Besonders in der jahrelangen Pandemieerfahrung haben wir erlebt, wie sich traurige Gefühle immer mehr in unseren Alltag eingeschlichen haben. Traurigkeit gehört wie Freude oder Wut zu unseren Basisemotionen.
Zeichen für einen Neuanfang
Auslöser dafür gibt es viele: Verlust, Krankheit, Konflikte, Trennung, Ausweglosigkeit, Enttäuschung, Einsamkeit oder Misserfolge und Kränkungen. Auch hormonelle Veränderungen wie das prämenstruelle Syndrom oder die Wechseljahre können hinter niedergeschlagener Stimmung stecken. Auch wenn Traurigkeit schmerzt: Sie kann ein erster Schritt für die Akzeptanz eines Verlusts sein. Nicht selten stößt das einen Neuanfang oder das Suchen von Hilfe an. Und sie lässt uns, wenn sie überwunden ist, auch innehalten: Haben wir ein stabiles Netz sozialer Beziehungen, das uns im Notfall auffangen kann?
Traurigkeit hat immer eine konkrete Ursache. Das unterscheidet sie von der grundlosen Melancholie, die vielleicht auch Sie manchmal überfällt und eher ein generelles Lebensgefühl beschreibt – zum Glück ohne krankhafte Anzeichen.
Breites Therapieangebot
Anlass zur Sorge besteht aber bei einer schweren Depression. Davon ist etwa jede vierte Frau und jeder achte Mann mindestens einmal im Leben betroffen. Wer spürt, wie Antriebslosigkeit und eine innere Leere immer mehr den Alltag bestimmen, muss sich dafür nicht schämen. Das sind typische Anzeichen der Erkrankung. Wichtig ist vielmehr, dass sich die oder der Betreffende jemandem anvertraut. Das schwere Leiden gehört immer in ärztliche Hände. Auch eine psychotherapeutische Betreuung kann notwendig sein.
Hilfe bietet die Stiftung Deutsche Depressionshilfe – zum Beispiel über ihre bundesweite und kostenfreie Hotline: 0800 3344533. Auch auf der Internetseite deutsche-depressionshilfe.de finden sich zahlreiche Informationen und Adressen.
Seelentief überwinden
Verschiedene Ansätze helfen, dieses Seelentief zu überwinden. Die Therapie reicht von kurzfristigen Strategien wie Gesprächs- und Beratungsangeboten über Psychotherapie bis zur Behandlung mit Medikamenten. Genauere Informationen, auch zur Kostenübernahme, bekommt man bei seiner Krankenkasse.
Gut ist, wenn Sie bei einer leichten Depression die Kraft haben, sich selbst etwas Gutes zu tun: Sport, Bewegung an der frischen Luft, gesunde Ernährung, ein strukturierter Alltag, ausreichend Schlaf und verlässliche soziale Kontakte bessern die Stimmung. Wer eine Depression überwunden hat, wird nie den Augenblick vergessen, wenn er das erste Mal wieder fühlt: Hurra! Die Welt ist gerade toll.
Pflanzliche Hilfe aus der Apotheke
Baldrian, Hopfen, Melisse, Lavendel und Passionsblume werden traditionell bei innerer Unruhe eingesetzt. Johanniskraut gilt dagegen als pflanzliches Antidepressivum: Bei leichten bis mittelschweren Depressionen kann es die Stimmung nachweislich verbessern.1 Bis sich ein positiver Effekt zeigt, können jedoch mehrere Wochen vergehen. Außerdem beinträchtigt Johanniskraut die Wirkung bestimmter Medikamente – etwa von Gerinnungshemmern, HIV-Medikamenten, Antiepileptika, Immunsuppressiva oder Zytostatika. Johanniskrautpräparate können zudem die Haut lichtempfindlicher machen und in seltenen Fällen zu allergischen Reaktionen führen. Daher die Einnahme von Johanniskraut mit medizinischen oder pharmazeutischen Fachkräften besprechen.
Tipp: Lassen Sie sich beraten, welche Heilpflanzen die Stimmung aufhellen und nervöse Unruhe lindern.
Quellen und BIldquellen:
1 www.pharmazeutische-zeitung.de/2017-02/metaanalyse-johanniskraut-wirksam-bei-depressionen/
GettyImages kieferpix